Commons & Care

Hier skizziere ich vor allem das "&" zwischen Commons & Care sowie die Fragen, die sich daraus ergeben. Ich beginne mit einem Zitat aus Frei, Fair und Lebendig html , S. 161:

In einem Commons ist Arbeit nicht vorrangig eine veräußerbare Einheit; sie ist nicht einfach Lohnarbeit. Vielmehr steht ein Tätigsein im Mittelpunkt, das sich aus dem Bedürfnis, produktiv sein zu wollen, aus den Leidenschaften und Anliegen der Menschen speist; es ist ein Tätigsein, das unser Menschsein ausmacht. Dafür müssen wir zunächst anerkennen, dass wir Menschen in vielfacher Weise bedürftig sowie voneinander und von der Natur abhängig sind. Neera Singh bezeichnet die tätige Verpflichtung, die wir meinen, als »affektive Arbeit«, 11 weil auch Liebe, Zuwendung und Sorge im Spiel sind – und natürlich ein Bewusstsein für die Dinge, die einfach getan werden müssen

# Care-Perspektive

Vier Begriffsbedeutungen - Achtsamkeit (Wahrnehmung) - sich Sorgen machen (Emotion, Reflexion) - in Sorge sein (Emotion, Affekt) Beides ist mit dem Haraway'schen staying with the trouble eng verbunden, wie die Alltagserfahrung zeigt. - sich kümmern um ... (Handlung)

# Commons-Perspektive - cum + munus - Triade des Commoning - anders als Care stark in der Beschreibung und im Neudenken von Institutionalisierungsformen,vgl. Selbstorganisation durch Gleichrangige

Marktökonomie - Naturvermögen - (Für-)Sorge. source

# Beides... - ist weitgehend unsichtbar (vgl. Eisberg) - ist zugleich Haltung & Tun (= Handeln = Praxis) - ist besser beschrieben mit einem Verb als mit einem Substantiv: caring & commoning - folgt anderen Handlungsrationalitäten als die kapitalistische Marktlogik von Wachstum, Effizienz, Wettbewerb & individueller Nutzenmaximierung -> vgl: Ubuntu-rationality - bedarf daher auch anderer Formen der Anerkennung als "nur" finanzieller Art - befriedigt unmittelbar (!) Bedürfnisse und bringt ein gutes, würdiges Leben jenseits des BIP & des BIP-Wachstumsimperativs hervor - erzeugt beziehungsvertiefenden "Wert" -> Fokus liegt auf Relationalem

# Transformationspotential Drei Möglichkeiten: - Halbinseln ("jenseits von Markt und Staat" in gemeinschaftlicher Selbstverantwortung"), dh. "nicht der Staat, sondern commoning wird's richten": - Potential als Gegenmodell i.S. des Bruchs mit einer neoliberalen Logik (kann nur gelingen, wenn das Ganze der Ökonomie "gebrochen" wird)

# Fragen Care – Pflege – als Prozess des Commoning denken?! Wie lässt sich die Krise sozialer Reproduktion/ Pflegenotstand lösen? Problemdruck: burn out, blutige Entlassungen, Bedarf an Altenpflege.... zwingt zur Reorganisierung von Care/Pflegearbeit Wie lassen sich Emanzipatorisches – soziale & Geschlechtergerechtigkeit – & Transformatorisches – Bruch mit kap. Funktionslogik – verbinden? Wie lässt sich die Trennung von Produktion/ Reproduktion, privat/öffentlich überwinden?

# Quellen

Christa Wichterich, Commons Salon, hbs,18.3.2013 pdf

# Thesen Commons ermöglichen, die Familiarisierungsfalle (die letztlich die Frauen tragen) zu meiden.

Commons ermöglichen, die fortschreitende Ökonomisierung = aller Sozialbeziehungen zu unterlaufen

Commons tragen bei, die prekarisierte Internalisierung in Markt, u.a. über transnationale Sorgeketten (care gain = care drain) zurückzufahren Commons führen nicht automatisch dazu, dass die Zuweisung von Care/Pflege entlang von Geschlechterrollen, sozialen Klassen und Ethnisierung geschieht, öffnen aber über andere Institutionalisierungsformen einen Weg, dies zurückzudrängen

Ein umfassender Commons-Ansatz, der die soziale, politisch-institutionelle und ökonomische Sphäre durchdringt, ist ein Schlussel zur gesamtgesellschaftlichen Reorganisation von (Für-)Sorge & sozialer Reproduktion, da er von vorn herein nicht auf der Spaltung in zwei Sphären (Produktion - Reproduktion) beruht. (Für-)Sorge leisten & Arbeit dem Markt entziehen

# To Do - nicht-marktförmige Bewertungsmaßstäbe entwickeln (taugen hier Begriffe wie: Gemeinwohl, Sozialer-Reproduktions-Wert, menschliches & soziales Wachstum?) - Wachstumsideen i.S. des "Hirnwachstums" - mehr Verbindungen, Beziehungen, Verknüpfungen - neue Sozialverträgen, Teilen & Solidaritätsbonus

# Beispiele Buurtzorg -> Commoning auf Institutioneller Ebene, dh. Stärkung von Selbstorganisation Bürgergemeinschaft Eichstetten - Sozialvertrag: Alt werden in der Gemeinde, anderes Sorgearrangement „Das Dorf übernimmt den Generationenvertrag“ (Eva Lang) - Geteilte Verantwortung: Mix aus freiwilliger/familialer, professioneller Betreuung & sozialen Diensten/öffentlicher Daseinsvorsorge - Commoning, aber kein Bruch mit der Feminisierung von Care