Kreativ anpassen & erneuern

Kreativ anpassen & erneuern source

Kreativität muss weder Produktion noch Gewinn ständig steigern. Sie kann sich auf das fokussieren, was wirklich wichtig ist: Qualitätsverbesserungen, Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit.

# Beispiele

- terra preta do indio html mit Eine bemerkenswerte Eigenschaft der terra preta ist ihre außergewöhnliche Fähigkeit, sich selbst zu regenerieren, die der Wissenschaft zufolge Mikroorganismen im Boden zuzuschreiben ist“, schreibt der politische Ökonom James Boyce.2 Oder schauen wir auf die schwerkraftgetriebene Acequia-Bewässerung im oberen Rio-Grande-Tal: sie hat die semiaride Region in eine üppige Landschaft verwandelt – mit Feuchtgebieten, bewirtschafteten Feldern und an Flussufern gelegenen Korridoren, in denen sich zahlreiche Tierarten heimisch fühlen. Die ETC Group, eine Organisation, die die Entwicklung neuer Technologien seit Jahrzehnten verfolgt, nennt solche Kreativität „indigene Innovation“ und „kooperative Innovation“,3 weil indigene Völker unzählige ethnobotanische und ökologische Entdeckungen gemacht haben. Transnationale Konzerne haben später versucht, sie sich kostenlos anzueignen und zu privatisieren (das Vorgehen ist bekannt als „Biopiraterie“). Commoners müssen sich kreativ anpassen und erneuern, nicht zuletzt deshalb, weil sie mit dem auskommen müssen, was verfügbar ist. Auch Improvisation ist hier gefragt. Unter Armen sowie Kleinbäuerinnen und -bauern in Indien gibt es ein Wort dafür: Jugaad. Es bezeichnet die Praxis, mit dem, was gerade verfügbar ist, etwas Neues zusammenzuschustern oder ein Problem zu lösen. Tatsächlich ist kreative Anpassung Teil des menschlichen Daseins. Kampf und Notwendigkeit erzwingen Kreativität. Sie ist überlebenswichtig. Wenn wir nun all dies zusammendenken, Wissen konsequent weitergeben, die Nutzung von Naturvermögen selbstbestimmt begrenzen, auf den Innovationswettlauf verzichten, auf offene, verteilte Strukturen setzen und so weiter – entsteht dann nicht eine andere Art des Wirtschaftens? Und wie könnte man die Art zu produzieren nennen, die darin dominiert? Ein Vorschlag lautet: kosmo-lokale Produktion. Stellen Sie sich kubanische Bäuerinnen und Bauern vor, die mit Ihresgleichen in Indien und Peru zusammenarbeiten, um herauszufinden, wie sie ihre Reiserträge verbessern können. Genau das tun Bäuerinnen und Bauern, die mit dem System of Rice Intensification (SRI) assoziiert sind. Oder stellen Sie sich Designfachleute in Amsterdam vor, die mit Technik- und Architekturfachleuten in Australien und den USA über Entwürfen für preisgünstigen, modularen Wohnraum brüten, die Menschen überall mit lokal vorhandenen Materialien bauen können – dann haben Sie die Designer von WikiHouse vor Augen. Es sind Beispiele für einen Trend, der „kosmo-lokal“ genannt wird. Dabei stellen Menschen „leichte“ Dinge wie Wissen und Design via Internet anderen zur Verfügung, bauen jedoch „schwere“ physische Dinge wie Maschinen, Autos, Wohnraum, Möbel und elektronische Geräte vor Ort. In der Peer-Production-Community (peer production – wir erinnern uns – bedeutet Produktion durch Gleichrangige) heißt es: „Wenn es leicht ist, stelle es global zur Verfügung – wenn es schwer ist, produziere es lokal.“ In der Landwirtschaft gibt es eine lange Tradition kosmo-lokaler Kooperation. Netzwerke wie Campesino a Campesino gehören dazu, ein internationales Projekt für gegenseitige Unterstützung, das Kleinbäuerinnen und -bauern Anfang der 1970er-Jahre in Guatemala als Selbsthilfealternative zu den Interventionen multinationaler Entwicklungsorganisationen starteten.4 Oder Masipag, eine globale Partnerschaft, die auf den Philippinen ihren Anfang nahm und inzwischen ressourcenarme Bäuerinnen und Bauern auf den Philippinen und Fachleute in Forschungsinstitutionen in der ganzen Welt für Züchtung und Anbau lokal angepassten Saatguts zusammenbringt.5 Seit den 2010er-Jahren haben digitale Technologien globale Kollaborationen mit lokalen Ergebnissen außerordentlich voran gebracht. Fachleute in den Bereichen Design, Technik und Programmierung arbeiten online zusammen, um Designprototypen für alles Mögliche zu entwickeln: von landwirtschaftlichen Maschinen (Traktoren, Windturbinen, Bodenfräsen, Pressen zur Herstellung verdichteter Lehmsteine)6 bis hin zu High-End-wissenschaftlichen Mikroskopen (OpenSPIM)7 und Segelroboter, die das Meer nach Ölunfällen säubern (PROTEI).8 Alle diese Maschinen haben Lizenzen, die die Weitergabe des Wissens und Weiterentwicklung der Entwürfe und Produkte ermöglichen. Das bedeutet, dass Interessierte aus der Landwirtschaft, der Wissenschaft und auch der Öffentlichkeit Weltklasseinnovationen nutzen können, indem sie modulare, anpassbare, lokal verfügbare Materialien verwenden, um ihre eigenen Werkzeuge kostengünstiger zu bauen. Open Source Ecology (OSE) ist ein solches Projekt. Irgendwo in der Welt werden verschiedene nicht-proprietäre Maschinen entworfen – viele davon für den Einsatz im Bau und in der Landwirtschaft. Die Entwürfe, Bauanleitungen, Materiallisten und vieles mehr werden ins Internet gestellt, um die lokale Produktion der Maschinen einfacher zu machen. Das Projekt begann 2003 in den USA. Heute gibt es in Deutschland, Guatemala und anderswo Ortsgruppen. WikiHouse hat einen „Open-Source-Bausatz“ entwickelt, eine Art großer, erschwinglicher IKEA-Bausatz für Ihr Haus, der leicht zusammenzubauen ist. Auch das Open Building Institute, das aus Open Source Ecology hervorgegangen ist, setzt Open-Source-, konviviale und verteilte Techniken ein, um kostengünstige, modulare Häuser zu bauen, die ökologisch und energieeffizient sind. Ähnlich interessant ist Vivihouse9, das die Idee konvivialer Technologien bereits im Namen trägt. Vivihouse ist stark von Commons-Ideen inspiriert. „Experten der TU Wien“ – so die Referenz10– arbeiten seit Beginn der 2010er Jahre daran, auch größere Mehrfamilienhäuser im Selbstbaumodus zu ermöglichen. Diese können mit der künftigen Bewohnerschaft flexibel geplant und gebaut werden: „Ökobau im offenen Baukastensystem“.11 Jederzeit anpassbar, und zwar mit fast ausschließlich nachhaltig produzierten Materialen (bei einigen Verbindungselementen ist das nicht so einfach). Im Großen und Ganzen aber – in den Wandflächen – spielt Stroh eine wichtige Rolle. Design, Raumaufteilung und die „Stapelung“ der Geschossmodule kann von den zukünftigen Nutzerinnen und Nutzern selbst festgelegt werden. Einfachheit bei der Instandhaltung wird groß geschrieben. Und am Ende verwirklichst sich der Anspruch von Vivihouse in der Abbaubarkeit und (sic) Transportierbarkeit der Gebäude. Was wäre, wenn auch der Wohnraum in unseren Städten sich wieder „entsorgen“ ließe wie einst die Almhütte. Ein Vivihouse passt „auf jedes Grundstück, verträgt unterschiedliche klimatische Bedingungen und kommt so ziemlich jedem Geschmack entgegen. Und es kann bis zu 6 Stockwerke besitzen!“12 Im Jahr des Erscheinens dieses Buches soll das erste fünfstöckige Haus in der österreichischen Hauptstadt entstehen. Tatsächlich können diese bemerkenswerten Formen des „kosmopolitischen Lokalismus“, in den Worten von Wolfgang Sachs,13 ohne konviviale Werkzeuge nicht funktionieren. Ähnliche Dynamiken der kosmo-lokalen, bedürfnisorientierten Commons-Produktion finden sich bei Wikispeed. Dort werden u.a. ein Postzustellungsfahrzeug und ein Taxi der nächsten Generation gebaut, auch hier nach Open-Source-Prinzipien. Interessant ist auch Arduino, eine globale Open-Source-Community, die leicht anzuwendende Hardware- und Software-Systeme für 3-D-Druck-, Bildungs-, Wearable Computing- (tragbare Datenverarbeitung) und andere Anwendungen entwickelt. Michel Bauwens, Gründer der P2P Foundation, teilt kosmo-lokale Produktion in drei unterschiedliche Phasen ein: Input, Prozess und Output. Der Input (Ressourcen, Talente, Kreativität) kommt von Menschen, die freiwillig mitmachen und dafür nicht um Erlaubnis bitten müssen. Sie können einfach zu offenem und „frei zugänglichem Ausgangsmaterial [beitragen], das keinem restriktiven Urheberrecht unterliegt“, schreibt Bauwens.14 Während des Prozesses – der von seiner Anlage her inklusiv sein soll – bestehen „niedrige Schwellen für die Teilnahme, frei zugängliche modulare Aufgaben anstelle von funktionalen Jobs und gemeinschaftliche Validierung der Qualität und Exzellenz der Alternativen“, schreibt Bauwens. Schließlich ist der Output – also das Ergebnis oder Produkt – lizenziert. Das soll gewährleisten, dass der in Commons geschöpfte Wert allen zur Verfügung steht. Auch hier bedarf es keiner Erlaubnis. Häufig verwendete Lizenzen sind u.a. die General Public License für Software, Creative-Commons-Lizenzen für verschiedene Inhalte oder die Commons-Based Reciprocity License. Was Menschen auf Augenhöhe gemeinsam schaffen, kann weitergenutzt werden, um eine neue Schicht offenen und freien Materials herzustellen, das im nächsten Durchlauf erneut verwendet werden kann. Offenes globales Design in Kombination mit lokaler Herstellung hat das Potenzial, den Materialdurchsatz in der Produktion und insbesondere den Energiebedarf für den Transport zu senken. Ein Bericht aus dem Jahr 2017 konstatiert, dass „Umlegen und Relokalisierung ... Antworten auf das Problem der nicht-erneuerbaren Materialien“ bieten.15 Wieder einmal kommt es auf das „&“ an, denn es geht nicht um Offenheit – um Open Source und Open Design – um ihrer selbst willen, sondern um Offenheit in Verbindung mit verteilter Beteiligung, kreativer Anpassung, gemeinsamer Nutzung und vielem mehr. Nur dann, in Commons-Kontexten, wird digitale Suffizienz16 mö

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