Der Weg zur Problemformulierung

Hier wird in Form einer Arbeitsanweisung beschrieben, wie eine Problembeschreibung in einem Musterentwicklungsprozess aussieht und wie sie entwickelt werden kann.

Da wir zu Mustern gemeinsamen Handelns gelangen wollen, ist es ratsam, auch die Problemformulierung gemeinsam anzugehen. Auf diese Weise werden von Beginn an verschiedene Perspektiven erfasst.

Das Vorgehen

- Wählt Probleme, die in vergleichbaren Kontexten immer wieder auftreten. So kommt es im gemeinsamen Handeln immer wieder zu Problemen mit Geld, mit der Entscheidungsfindung, mit Transparenz oder Verlässlichkeit. - Sucht Euch, wenn möglich, Gesprächspartner*, die solche Probleme aus eigener Erfahrung kennen. - Wählt dann EIN Problem aus. Nur eins! - Beschreibt dieses Problem gemeinsam so präzise wie möglich. - Rahmt die Beschreibung durch die Kurzdarstellung des Kontexts, in dem sich das Problem zeigt. - Trennt beides klar voneinander, Kontext und Problem. Beginnt mit dem Kontext. Die Darstellung des Kontexts hilft, das Problem genauer zu umreißen statt nur das Phänomen zu benennen, an dem es sich zeigt. Im Folgenden ein Beispiel.

# KONTEXT

Die Organisation studentischen Lebens, z.B. der Verpflegung, an einer deutschen Hochschule ist dem Gedanken der Gemeinschaftlichkeit verpflichtet. Die meisten Beteiligten unterstützen die Idee einer gemeinsamen und solidarischen Finanzierung. Deren Grundlagen sind: die finanziellen Möglichkeiten der einzelnen Studierenden und ein an den Realkosten orientierter Richtwert. Die von den Beteiligten gewünschten Finanzierungskritierien sind: Anonymität und Selbstbestimmtheit.

# PROBLEM vorformuliert

Am Ende fehlt immer Geld in der Gemeinschaftskasse.

Im unserem Beispiel hilft die Benennung der Finanzierungskriterien, ein besseres Gefühl für das Problem zu vermitteln. Vergleicht die obige Darstellung mit folgender:

# Problem final formuliert

Alle Beteiligten sollen einen von ihnen selbstbestimmten Beitrag zur Finanzierung von etwas leisten, aber das klappt nicht. Am Ende fehlt immer Geld in der Gemeinschaftskasse.

Das Vorgehen

- Beschreibt das Problem so, dass auch Menschen es verstehen können, die nicht mit der konkreten Situation vertraut sind. Die Darstellung des Kontexts ist dafür sehr hilfreich. - Benennt immer nur ein Problem, nicht zwei oder drei. Das klingt banal, ist es aber nicht. - Prüft daher, ob sich hinter einer Problemformulierungen mehrere Probleme verbergen. Wenn ja, benennt sie getrennt voneinander. Der Kontext kann in diesem Falle unverändert bleiben. - Beschreibt nur das Problem. Interpretiert oder bewertet nicht! Auch dies ist leicht gesagt, oft ist die Versuchung der Bewertung groß. - Vermeidet Kausalkonstruktionen wie "weil...", "deshalb...": Beschreibt nur das Beobachtete und nicht, warum etwas (vermeintlich) so ist wie es ist. - Formuliert ein Problem nicht als Frage. - Vermeidet Formulierungen wie: "Wir müssen/ sollten ...."

# Hilfreiche Fragen während der Problemformulierung: Wenn Ihr glaubt das Problem beschrieben zu haben, dann fragt Euch noch einmal Folgendes: - Ist das Problem hinreichend präzise und kontextbezogen genug beschrieben? - Erfasst die Beschreibung wirklich den Kern des Problems? - Birgt die Problembeschreibung (noch immer) mehrere Probleme?

# Wie weiter?

Ihr werdet feststellen, dass Ihr von einem Problem zum nächsten kommt wie vom Hölzchen auf's Stöckchen. Das ist normal. Die Problem sind oft miteinander verbunden. Auch kann die Lösung eines Problems ein neues hervorbringen. Konzentriert Eure Aufmerksamkeit auf eine neues Problem und beginnt den eben beschriebenen Prozess von vorn. Siehe auch: Iteration

# Quelle Eigene Erarbeitung, 12.04.2017 Update, 04.11.2017